Gedichte von Hellmuth Opitz
Seine Gedichte leben von einer lockeren, lakonischen und sehr zeitgenössischen Sprache. Rastermikroskope haben in ihnen ebenso ihren Platz wie der Winterschlussverkauf, Coca-Cola, betrübliche Schreiben vom Anwalt oder der Kongress der Existenzgründerinnen. Immer wieder aber gelingt es Hellmuth Opitz aus diesem scheinbar nüchternen, betont illusionslosen Wortmaterial einen feinen, ebenso ironischen wie melancholischen Ton zu filtern. Natürlich geht es meist um die Liebe und die „sommersprossenübersäte Schulter / und ihre Unerreichbarkeit am / anderen Ufer des Bettes.“ Wie Opitz da mit tänzerischer Eleganz ohne großen Sprachaufwand poetische Stimmungen zu beschwören und eindrucksvolle Bilder zu malen versteht, ist aller literarischen Ehren wert. So zum Beispiel lässt er eine Email-Romanze enden: „Es ist nicht leicht: die Schwerelosigkeit / der Mails und deiner Sätze, / … / Und doch: die Liebe / hat jetzt andere Speicherplätze. / … / Kein großer Trennungsschmerz. Kein Leid / Keine Erregungskurven, die abflachen. / Stattdessen Schwebestoffe, flüchtig zwar, / wie alle Herz- und Nebensachen.“
Hellmuth Opitz: „Die Sekunden vor Augenaufschlag“. Gedichte Pendragon Verlag, Bielefeld 2006 121 Seiten, 12,80 €