1924 in Berlin in eine assimilierte deutsch-jüdische Familie hineingeboren, sah sich Ludwig Greve, wie er schrieb, 1933 durch die Nazis zum „Juden ernannt“. Auf der Flucht wurden der Vater und die Schwester 1944 in Italien verhaftet und schließlich in Auschwitz ermordet. Nur Mutter und Sohn konnten sich retten. Nach einer Zwischenstation in Palästina fand er im Marbacher Literaturarchiv Arbeit und Freunde. Er veröffentlichte einige wenige Lyrikbände, die unter Kennern hoch geschätzt werden, und starb 1991. Greve war, darin gleicht er Gernhardt, ein Meister der traditionellen lyrischen Formen und hat sich, durch strenge Formen gleichermaßen gestärkt wie geschützt, an die finsteren Erfahrungen seines Lebens gewagt. Vater und Schwester widmete er ergreifend schöne Gedichte. Greve gelang es, obwohl er, wie er schrieb, sie „schweren Mutes anfing“, den Gedichten einen im doppelten Sinne schwer faßbaren Unterton von Glück zu verleihen. „Genügt die Trauer?“ heißt es in der letzten Strophe der Ode auf den Vater, „Atem, Begeisterung, / die Liebesnächte danke ich deinem Grab / und auch die Kinder: unerschöpflich / höre sie lachen … Ich komme, Vater“.
Ludwig Greve: „Die Gedichte“ Wallstein Verlag, Göttingen 2006 268 S., 24,- €