Essays, Reportagen, Deutschlanderfahrungen von Oliver Maria Schmitt
Der Begriff Polemik geht, verrät das Lexikon der Etymologie, auf das griechische Wort pólemos zurück – und das bedeutet Krieg. In diesem Sinne ist Oliver Maria Schmitt ein echter Krieger, der in seinem neuen Buch keine Gefangenen macht. Er hat einen begnadeten Blick für den tagtäglichen kleinen oder auch schon stattlichen Wahnsinn in diesem Land. Ob er in Magdeburg die „Bundesvereinigung Demographische Umkehr“ besucht, in Amorbach die Verblendungszusammenhänge in Adornos Lieblingshotel betrachtet, in Düsseldorf „Deutschlands exklusivsten Golfclub“ feiert („Dieses Land wäre ärmer ohne die Reichen“) oder in Bad Bellingen die Gastlichkeit von „Deutschlands schlechteste Autobahnraststätte“ genießt – immer ist das Ergebnis zugleich bitterböse und knallkomisch. Sicher, man hat ein wenig Mitleid mit den „1300 übergewichtigen älteren Damen“, die in Oberstdorf zum „Walking Stick Kongreß“ auflaufen und sich damit Schmitts Furor ausliefern. Aber wenn er feststellt, daß diese Damen „unter der Tarnbezeichnung ‚Nordic Walking’ eine weitere fiese Variante des Freizeit- und Krachbelästigungswahnsinns installiert“ hätten, durch die selbst in abgelegenen Landstrichen eine „ungeahnte Qualität des Radaumachens erreicht“ werde – ja, dann muß man ihm einfach aus ganzem Herzen recht geben.
Oliver Maria Schmitt: „Hit me with your Klapperstock“ Edition Tiamat, Berlin 159 S., 12,- €