Literarische Feinarbeit von Gerhard Polt
Es gibt heute in der deutschen Literatur keinen großartigeren Polterer als Gerhard Polt. Wer in ihm nur den Parodisten des ewigen bayerischen Stammtisch-Krakeelers sieht, unterschätzt seine literarische Leistung. Natürlich, wenn man Polts Texte liest und sie nicht vom Kabarettisten Polt auf der Bühne gesprochen und gespielt sieht, muss man sich erst einmal, wie Bernd Eilert schrieb, „diese unverschämte Eindringlichkeit seiner Auftritte aus dem Kopf schlagen“. Aber dafür hat man dann einen genaueren Blick auf die sprachliche Feinarbeit, die in Polts Rollenprosa steckt. Ein bayerischer Konservator oder Mäzen poltert bei ihm naturgemäß ganz anders und viel gebildeter daher als etwa der bayerische Metzger namens Schickaneder, der von seinen Vorfahren noch einen Schuldschein Mozarts geerbt hat. Nur in einem Punkt sind sich alle Figuren Polts einig: Sie haben recht und die Welt tut ihnen Unrecht: „Aber wehr dich amal dagegen und stell dich hin, und willst was sagen, dann holen’s dich ab im Zeiserlwagen. Dieses Gschwerl, diese Drecksbagasch, Saubande, Halsabschneider, Blutsauger, Banditen, Mörder!“
Gerhard Polt: „Drecksbagage“ Verlag Kein & Aber, Zürich 2008 119 Seiten, 12,90 €