„Hammerstein oder Der Eigensinn“

Hans Magnus Enzensberger schreibt eine bemerkenswerte Biographie

Das Leben Kurt von Hammerstein-Equords steht quer zu sämtlichen Vorurteilen, die sich mit der deutschen Generalität seiner Zeit verbinden. Hans Magnus Enzensberger hat hier nicht nur eine historisch fabelhaft interessante Persönlichkeit porträtiert, sondern auch eine Figur gefunden, die den Leser wie mit weit offenen Armen zur Identifikation einlädt. Ein Genie seines Gewerbes sei er gewesen, berichten Zeitzeugen, ein Grandseigneur, hochbegabt und auffällig faul, denn jede Fleißarbeit verstellte seiner Ansicht nach den Blick aufs Wesentliche. Wer würde all das nicht gern von sich behaupten? Ein General, der nicht als Held des Tötens, sondern als Held bürgerlicher Zivilcourage in die Geschichte einging – Enzensberger spürt wirklich ganz genau, welches Buch er zu welcher Zeit schreiben muss. Und er hat mit der lockeren Mischung aus Tatsachenberichten, fiktiven Dialogen und Glossen eine überzeugende biographische Form gefunden, die Hammersteins Leben glänzend ausleuchtet und ihn doch seine Geheimnisse lässt.

Hans Magnus Enzensberger: „Hammerstein oder Der Eigensinn“ Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007 376 Seiten, 22,90 €

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