Komische Gedichte von Thomas Gsella
Laut Gottfried Benn gelingen selbst den besten Dichtern in ihrem Leben nur wenige sehr gute Gedichte. Und Benn wußte da Bescheid. Also sollte man zufrieden sein, wenn sich in einem neuen Lyrikband ein paar starke Gedichte finden und der Rest immerhin so mittel ist. Und nach den starken Gedichten muß man das Buch dann beurteilen. In Thomas Gsellas Band „Ins Alphorn gehustet“ hat mich die erste Abteilung nicht überzeugt: Seine Idee, die diversen Vorurteile über angebliche Nationalcharaktere in Versform zu parodieren, hat sich bald erschöpft. Aber im Mittelteil liefert er ein paar Gedichte, die er „Alternden Männern, die in einer langjährigen Ehe leben, zum Trost“ zugedacht hat: Wie Gsella da Komik in Melancholie umschlagen läßt, wie er hinter Coolness kurze Momente von Gefühl hervorblitzen läßt, das hat Format. Und gegen Ende des Bandes besingt er einem „bösen Jungen“, der später zwar Journalist wird, dem es aber nie gelingt, böse zu sein. Auch das ist schlicht großartig. Gsella beherrscht sein lyrisches Handwerk und wenn ihn dann noch die Muse küßt, ist er umwerfend gut und oft umwerfend lustig. In einem Reisegedicht zum Beispiel heißt es: „Wenn es viel zu heiß und klamm ist; / wenn durch Gassen Wesen rennen, / die sich, da man in Vietnam ist, / durchweg Vietnamesen nennen“ – dann ist das echt witzig.
Thomas Gsella: „Ins Alphorn gehustet“. Gedichte Reclam Verlag, Leipzig 2005 143 S., 12,90 €